Im Training mit Hunden merke ich immer wieder wie unentspannt viele Hunde durch den Tag gehen. Egal ob beim Gassi, im Gruppentraining oder auch Zuhause – die Hunde kommen nicht runter. Sie sind immer aufgedreht, können daheim nicht mal für ein paar Stunden im Körbchen entspannen und draußen wirken sie stark überfordert mit den Reizen. In diesem Blogartikel möchte ich auf das Entspannungstraining für Hunde eingehen. 

Überforderung statt Unterforderung im Alltag

Es fängt in den Welpengruppen an. Die Welpenbesitzer haben den Drang, dem Hund 24 Stunden Aktion zu bieten, damit sich der kleine Welpe ja nicht langweilt. Es ist doch ein Welpe. Der muss spielen, alles und am besten sofort Kennenlernen und schon können. „Ich habe doch einen Jack Russel Welpe und den muss ich doch auslasten.“ Das ist nur einer der vielen Sätze, die ich zum Teil schon in den Welpenstunden zu hören bekomme. Dabei kommt es vielen gar nicht in den Sinn, dass allein ein Welpe ca 20 Stunden Schlaf am Tag benötigt, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. 

Dann höre ich in anderen Trainingsstunden oder beim Gassi gehen, was andere Hunde die Woche über alles für ein Programm haben. Da geht es am Montag zum Hoopers, am Dienstag zum Mantrailing, am Mittwoch zum Canicross und am Donnerstag ist dann Alltagstraining dran. Am Wochenende geht es mit der Familie zum wandern oder auf Turniere oder Seminare. Meine beiden Vierbeiner Nisha und Charlie werden ja ganz schön vernachlässigt, wenn ich mir das Programm der anderen Hunde so anschaue. Aber Nisha und Charlie gehen draußen an lockerer Leine, liegen daheim faul im Körbchen und sind aber sofort mit Eifer beim Training dabei. Im Vergleich hierzu sehe ich die Workaholic Hunde an, welche beim Training, beim Spaziergang oder auch im Restaurant einfach keine Ruhe finden, Dauerbeller sind und ständig nach Aufmerksamkeit betteln.

Ja sie haben quasi Hummeln im Hintern und das permanent! Nach müde kommt blöd und um dies zu vermeiden, ist weniger mehr und das auch im Hundetraining.

Ursachen für Hibbelhunde

Warum ein Hund nicht entspannen kann und permanent auf 180 ist, kann mehrere Gründe haben. Nach den Ursachen sollte auf jeden Fall geschaut werden, da diese auf Dauer auch starke Einwirkungen auf die Gesundheit des Hundes haben.

  • zu wenig Schlaf, da der Hund permanent beschäftigt wird
  • Schmerzen
  • Ernährung wie zu wenig Kohlenhydrate
  • aversives Hundetraining 
  • fehlender Rückzugsort für den Hund

Hunde der Arbeitsrassen wie Border Collie, Australien Shepard oder Labrador Retriever brauchen neben einer Aufgabe natürlich auch die Entspannung. Hier bemerke ich im Training immer öfter, dass viele Menschen der Ansicht sind: „Ich habe einen Hund einer Arbeitsrasse und der MUSS arbeiten!“ Ja es ist richtig, diese Hunde benötigen eine Aufgabe und wollen arbeiten. Aber auch hier macht es die Menge. Mit zu viel als auch zu wenig Auslastung förder ich mir einen Hund, der nicht zur Ruhe kommt. Insbesondere meine Junghunde werden nicht selten zu Entspannungstraining verdonnert. Denn das ist einer der wichtigsten Lektionen im ersten Jahr: Entspannung und das auch wenn mal viel um den Hund herum los ist. 

Erste Hilfe für Hibbelhunde – Entspannungstraining für Hunde

Im Folgenden gebe ich einen kleinen Einblick, wie ich mit einfachen Tricks und Training mir einen entspannten Hund erziehen kann. 

Ungestörter Rückzugsort 

Damit der Hund entspannen kann, ist ein ungestörter Rückzugsort ein wichtiger Bestandteil. Das Körbchen sollte nicht in einem Durchgangszimmer oder Flur stehen, an dem ständig Menschen dran vorbei gehen oder auch darüber steigen müssen. Beobachtet euren Hund, wo er sich denn am liebsten hinlegt und stellt am Besten dann dort auch sein Körbchen hin. Liegt euer Hund im Körbchen sollte er nicht gestört werden. Falls Kinder im Haushalt sind, sollte diese sich auch daran halten. Damit euer Hund auf seinem Platz gut entspannen kann, ist es in der Zeit tabu ihn zu streicheln oder zu beschmusen. Euer Hund macht sich dann schon bemerkbar, wenn er von euch gestreichelt werden möchte. 

Geregelter Tagesablauf

Nicht nur für Menschen, sondern auch für Hunde sind geregelte Tagesabläufe von Vorteil. Startet mit einem entspannten Spaziergang in den Tag. Lasst euren Hund während des Spaziergangs viel schnüffeln und die Gegend erkunden. Es muss nicht immer die schnell gelaufene Strecke von 10 km sein, sondern es reichen auch mal die 2 Kilometer in einer Stunde oder noch weniger. Die Gassirunde dient dem Hund nicht nur um sich zu lösen. Er soll die Strecke mit seinen Sinnen in aller Ruhe erkunden können. Das Schnüffeln von verschiedenen Plätzen macht den Hund müde. Nach jedem Gassigang sollte erstmal Ruhe für den Hund anstehen. Gebt ihm sein Fressen oder etwas zum Kauen und dann heißt es entspannen. Ja auch ein Arbeitshund ist durchaus in der Lage 2 bis 3 Stunden in seinem Körbchen zu schlafen. Übrigens sind manchmal Spaziergänge mit dem selben Hin- und Rückweg für Hibbelhunde besser geeignet als Rundwege. Bei Rundwegen kann es passieren, dass euer Hund vor lauter neuen Reizen nicht herunter fährt. Hingegen fährt er beim selben Rückweg wie Hinweg dann herunter, da er die Stellen ja bereits schon kennt. 

Entspannung mit Düften

Bei der Entspannung mit Düften konditionieren wir einen Duft mit Entspannung. Als Düfte eignen sich bspw. Lavendel, Vanille, Rose oder auch Kamille. Wichtig dabei ist, dass der Duft ein natürliches, ätherisches Öl ist und kein Synthetisches. Viele Hunde mögen nämlich keine künstlichen Düfte und empfinde diese eher als unangenehm. Ihr tröpfelt ganz wenig von dem Öl auf ein Baumwolltuch und legt dieses in die Nähe eures Hundes, wenn dieser schläft. Steht euer Hund auf, dann nehmt ihr das Tuch wieder weg. Dafür eignet sich dann gut ein Zipbeutel, um das Tuch wieder zu verstauen. Anschließend ist es hilfreich, das Zimmer kurz durchzulüften, damit der Duft in der Luft wieder verschwindet. Wenn ihr dies regelmäßig durchführt, erzielt ihr eine Konditionierte Entspannung. 

Ist euer Hund dann mal wieder nicht runter zu bekommen, könnt ihr ihm ein Tuch mit diesem Duft in die Nähe legen. Hat euer Hund den Duft mit Entspannung verknüpft, wird er in solch einer hibbeligen Situation auch herunter kommen. Ich habe hier gute Erfahrungen mit einem Halstuch gemacht. Auf das Halstuch kam ein Tropfen Lavendel und die Hunde fahren innerhalb kurzer Zeit herunter. Nach solch einer Situation in einem aufregenden Moment ist es immer wieder ratsam, den Duft dann wieder positiv aufzubauen. Hierfür legt ihr das Tuch mit dem Duft wieder in die Nähe des Hundes, wenn dieser bereits entspannt. 

Entspannung durch isometrische Übungen

Hier lernt euer Hund in aufregenden Situationen seinen Körper in eure Hand zu drücken. In solch einer Situation muss sich euer Hund stark konzentrieren und fährt somit herunter. 

So baut ihr das Ganze auf:

  1. Legt die Hand auf die Schulter eures Hundes und markert ihn dafür. Danach nehmt ihr die Hand wieder weg. Wiederholt das einige Male.
  2. Wiederholt Nr. 1 und baut nun leichten Druck auf. Wartet ein wenig und ihr werdet merken, dass euer Hund einen leichten Gegendruck erzielt, damit er nicht umfällt. Loben und füttern und die Hand wieder weg nehmen. Wiederholt das Ganze einige Male.
  3. Baut nun ein verbales Signal dazu auf: Ihr nennt ein Wort wie bspw. „chill“, oder „ruhig“. Darauf folgt dann Nr. 2.
  4. Das Ganze übt ihr viele Male und dann könnt ihr diese Art von Entspannung auch einsetzen, wenn euer Hund gerade in großer Anspannung ist. Diese Übung eignet sich auch sehr gut bei Hundebegegnungen. 

Diese Entspannungstechniken eignen sich nicht nur für Hibbelhunde, sondern unter anderem für Begegnungstraining, Angsthunden oder bessere Leinenführigkeit.

Möchtet ihr auch einen entspannten Hund haben? Oder habt ihr Probleme in bestimmten Situationen. Dann kontaktiert mich und wir finden gemeinsam das richtige Entspannungstraining für euren Hund. 

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